Die Herrschaftsformel by Kai Schlieter

Die Herrschaftsformel by Kai Schlieter

Autor:Kai Schlieter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Westend Verlag
veröffentlicht: 2015-09-11T00:00:00+00:00


33. Künstliche Intelligenz: die Superwaffe

Robert Kahn, der die Internetarchitektur miterfand, machte sich an die Arbeit, um aus Computern eine Superwaffe zu entwickeln.520 So wie Licklider war er offenbar davon überzeugt, dass einer der wichtigsten Schlüssel zur militärischen Vorherrschaft mit Künstlicher Intelligenz in Verbindung stehen würde. 1983 setzte er ein Programm auf, um die Forschung und Entwicklung künstlicher intelligenter Systeme mit einer bis dato nie erreichten finanziellen Ausstattung zu versehen. Die von ihm ins Leben gerufene »Strategic Computing Initiative« (SCI) bekam für den Zeitraum von zehn Jahren eine Milliarde Dollar, um intelligente Systeme für das Militär zu entwickeln.

Diese »Strategische Computer-Initiative« wurde von manchen mit SDI in Verbindung gebracht, der »Strategischen Verteidigungsinitiative« von US-Präsident Ronald Reagan.521 SDI war als Raketenabwehrsystem konzipiert, das mit »Star-Wars« verglichen wurde, weil anfangs überlegt worden war, Laserwaffen im Weltall einzusetzen, um ballistische Atomraketen der Russen zu neutralisieren. »SCI wurde im Kongress nur drei Wochen nach Präsident Reagans Star-Wars-Rede am 23. März 1983 verkündet.

Das Ursprungsdokument identifizierte Raketenabwehr als eine »militärische Funktion, die automatisierte Systeme voraussetzte«, schrieb der Militärhistoriker Alex Roland.522 Robert Cooper, der damalige Chef der DARPA, hatte dem Ursprungsdokument zur SCI den Untertitel gegeben: »Ein Programm zur Entwicklung von superintelligenten Computern zur Anwendung kritischer Verteidigungsprobleme.« Schon zu Beginn seiner Amtszeit hatte Reagan deutlich gemacht, dass er die Sowjetunion eindämmen wolle. Er verdoppelte innerhalb von fünf Jahren die Verteidigungsausgaben.523 Davon profitierten auch die DARPA und die von ihr aufgesetzte SCI.

Der Zusammenhang zwischen den enormen Investitionen in Künstliche Intelligenz und der hochtechnisierten Raketenabwehr von SDI wurde offiziell stets abgestritten, ist jedoch offensichtlich. SDI hätte als Steuerungstechnologie genau solche intelligenten Systeme benötigt, wie das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) 1987 feststellte.524 Gleichzeitig ging es auch darum, den Anschluss an Japan nicht zu verlieren, das 1981 mit seinem »Fifth Generation Computing Project« eine öffentlich-private Initiative unternommen hatten, um den Vorsprung in der Computertechnologie auszubauen. Das Projektvolumen der Japaner belief sich auf 500 Millionen Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren.525 Die strategische Ausrichtung der US-Verteidigungsforschung sollte sich folglich auf die Entwicklung von Mikroelektronik und Künstliche Intelligenz konzentrieren.

Kahn hatte ein Schaubild entworfen, das seine Ziele logisch darstellte – eine symbolische Pyramide, an deren Spitze die »Hauptziele« benannt wurden: »Entwicklung einer breiten Basis von Maschinen-Intelligenz, um die nationale Sicherheit und die ökonomische Stärke zu erhöhen.« Die nächste Stufe stellten die »militärischen Anwendungen« dar: Dazu zählten autonome Systeme, Pilotenassistenz, Gefechtsmanagement. Die nächste Stufe beschrieb die dafür nötigen intelligenten Fähigkeiten: Sprach- und Bilderkennung, Navigation, Expertensysteme, Planung und Beratung. Die Basis für dieses Modell bildeten Computernetzwerke.526 So sollte eine »neue Klasse von superintelligenten Computern« entstehen, die in der Lage sein würden, »neue militärische Kapazitäten freizusetzen«.527

Bei der Konzeption hatte Kahn die militärische sowie die ökonomische Verwertbarkeit mitgedacht. Zur »technologischen Führerschaft« zählten: taktische Waffen (Robotik, Simulationen, Sensoren, Kampfressourcen-Management) und strategische Planung (Gefahrenauswertung, Warnsysteme). Gestützt werden sollte diese militärische Führerschaft von »Firmenausgründungen« – eine Spezialität der DARPA, der Kernorganisation des amerikanischen »militärisch-industriellen Komplexes«. »Die DARPA funktionierte hier wie das Auge des Orkans, und sie tut es immer noch«, notierte Alex Roland 2002.528

Intelligente Maschinen sollten die militärische Signalverarbeitung im Schlachtfeld deutlich verbessern.



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